Odara Brazil – Eine Organisation bekämpt die Diskriminierung von Jugendlichen und Rassismus

The Odara team during their visit to their partner organization terre des hommes schweiz in Basel. terre des hommes schweiz
swisspeace/KOFF
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Das institut schwarzer Frauen (ODARA) Odaras Publikation "Who's going to count the bodies"

Junge Menschen in Brasilien sind mit Unsicherheit konfrontiert, die sowohl durch staatliche strukturelle Gewalt als auch durch Konflikte zwischen kriminellen Gruppen verursacht wird. Die ungerechtfertigte Polizeibrutalität gegen junge Menschen ist auf Diskriminierung aufgrund ihres Alters und auf Rassismus zurückzuführen.

Basierend auf einer Studie, die 2021 vom Instituto Sou da Paz veröffentlicht wurde, machten schwarze Männer 75% der Opfer von Schusswaffenangriffen im Jahr 2019 aus, gegenüber 19 % bei nicht-schwarzen Männern; Jugendliche (15-19 Jahre) machten 61 % der schwarzen Opfer aus.
Salvador, die Hauptstadt des Staates Bahia im Nordosten Brasiliens sticht durch die alarmierende Häufigkeit von Polizeigewalt hervor. Nach Angaben der Zeitung Brasil de Fato macht dies 22.77% der polizeilichen Tötungen im Land aus, was dem höchsten Anteil in Brasilien entspricht. Die Polizei rechtfertigt ihre Einsätze mit organisierter Kriminalität und Drogenhandel.

Odara, eine Organisation, die von terre des hommes schweiz unterstützt wird, ist eine Frauenorganisation, die von schwarzen Feminist:innen geleitet wird. Als Antwort auf die oben beschriebenenen zunehmend eskalierenden Probleme initiierte Odara das Projekt “My Mother Doesn’t Sleep Until I Come Home» [dt. “Meine Mutter schläft nicht, bis ich nach Hause komme”]. Die Initiative, die vor neun Jahren begann, entstand basierend auf der Forderung von Müttern und Familien von Personen, die Opfer von Polizeibrutalität geworden sind, und vom Anstieg der Vorfälle alarmiert waren. Das Projekt arbeitet auf mehreren Ebenen und bietet rechtliche, pädagogische und psychosoziale Unterstützung.

Durch dieses Projekt hilft Odara Familien und Staatsanwält:innen, die an solchen Fällen arbeiten, dabei Beweise zu sammeln und sich in dem komplexen Rechtssystem zurechtzufinden, um die Kultur der Straflosigkeit zu bekämpfen. Gabriela Ramos, Projektkoordinatorin bei Odara, nennt als Haupthindernisse die Straflosigkeit und die lange Dauer der Fälle. Sie nennt das Beispiel eines Rechtsstreits, an dem sie arbeiten und bei dem es um den Mord an einem 10-jährigen Kind geht, dessen Gerichtsverfahren länger andauert als sein ganzes Leben (14 Jahre; der Fall ist noch nicht abgeschlossen). Parallel dazu bietet Odara psychosoziale Unterstützung für Familien und Mütter an, die mit dem Trauma zu kämpfen haben, einen geliebten Menschen durch Gewalt verloren zu haben.

Ein weiterer grundlegender Aspekt ihrer Arbeit liegt in der Gewaltprävention. Durch die direkte Einbindung junger Menschen in ihre friedensfördernde Arbeit an der Basis will Odara ihnen ein besseres Verständnis für ihre Umgebung vermitteln, sie mit Schutzmechanismen ausstatten und sie ermutigen, trotz gesellschaftlicher Stigmatisierung in der Schule zu bleiben. Mithilfe eines Multiplikator:innen-Ansatzes hat Odara über 100 junge Gemeindeleiter:innen ausgebildet, die wiederum andere Jugendliche über verschiedene Medien wie Podcasts, Theaterstücke und Dokumentarfilme aufklären. Frau Ramos berichtete, dass dieser Aktivismus das politische Engagement junger Menschen gefördert und ihre Stimme in der ganzen Stadt durch organisierte Demonstrationen und jugendorientierte Veranstaltungen gestärkt hat. Das Projekt steht jedoch vor zahlreichen Herausforderungen, darunter Sicherheitsbedenken, die die Aktivitäten stören und die Mobilität der Teilnehmer:innen einschränken. Darüber hinaus sehen sich marginalisierte Gruppen mit sozioökonomischen Hürden konfrontiert, die ihr nachhaltiges Engagement behindern, da viele gezwungen sind, die Schule zu verlassen, um zu arbeiten, und ihr Überleben dem Engagement in der Gemeinschaft vorziehen.

Die Herausforderungen, mit denen junge Menschen in Brasilien konfrontiert sind, sind zwar gewaltig, aber Initiativen wie Odaras Projekt «Meine Mutter schläft nicht, bis ich nach Hause komme» bieten einen Hoffnungsschimmer. Indem sie sich mit systemischen Ungerechtigkeiten auseinandersetzen und marginalisierte Gemeinschaften stärken, spielen solche Bemühungen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung einer gerechteren und sichereren Zukunft für Brasiliens Jugend.

Dieser Artikel basiert auf einem Interview mit Gabriela Ramos, Projektkoordinatorin bei Odara, und ihren Kolleginnen Lorena Pacheco und Naiara Leite, das von terre des hommes schweiz ermöglicht wurde.

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