Effektive Jugendbeteiligung – Ein Wunschdenken der UNO-Policy Ebene?

Sarah Ardin/Unsplash
swisspeace/KOFF
Links:
Essential "From Policy to Practice - Meaningful Youth Participation in Peacebuilding" KOFF

Die Agenda zu Jugend, Frieden und Sicherheit (YPS-Agenda), bestehend aus der Resolution 2250 des UNO-Sicherheitsrats, die 2015 verabschiedet wurde, und zwei Folgeresolutionen, ist das erste Strategierpapier, das das positive Potential und die Kraft von jungen Menschen für Frieden anerkennt. Eine der vier Säulen der Agenda ist Jugendbeteiligung. Der UNO-Sicherheitsrat «fordert die Mitgliedstaaten nachdrücklich auf, zu prüfen, wie die inklusive Vertretung Jugendlicher in Entscheidungsprozessen auf allen Ebenen in den lokalen, nationalen, regionalen und internationalen Institutionen und Mechanismen zur Verhütung und Beilegung von Konflikten […] verstärkt werden kann».1 Das bedeutet, dass die Verantwortung für die Umsetzung von Jugendbeteiligung vor allem bei den UNO-Mitgliedsstaaten liegt.

Um die YPS-Agenda umzusetzen können Staaten sogenannte Nationale Aktionspläne (NAPs) oder ähnliche Massnahmenkataloge schreiben, verabschieden und umsetzen. Jedoch haben bisher erst vier Staaten (Finnland, Demokratische Republik Kongo, Philippinen, Nigeria)2 einen NAP verabschiedet, um die YPS-Agenda national umzusetzen, was das fehlende Engagement der meisten Staaten zeigt. Zum Vergleich, 108 Staaten haben mindestens einen NAP zur Implementierung der Agenda zu Frauen, Frieden und Sicherheit verabschiedet.3 Obwohl die Schweiz gelegentlich mit Jugendlichen zusammenarbeitet und die Bedeutung der YPS-Agenda anerkennt, gehört sie zu den Staaten, die keine koordinierten Massnahmen zur Umsetzung der Agenda und zur effektiven Beteiligung von jungen Menschen in ihre Innen- oder Aussenpolitik ergriffen haben.

Somit stellt sich die Frage, wie die Idee einer effektiven Beteiligung, die in der YPS-Agenda festgeschrieben ist, zu einer lokalen Realität werden kann, anstatt ein Wunschdenken der internationalen Politik zu bleiben. Insbesondere das fehlende Interesse und die fehlenden Anstrengungen von Staaten und Geldgeber:innen machen dies zu einer schwierigen Aufgabe.4 Trotz dieser Herausforderungen haben mehr und mehr lokale (Jugend-)Gruppen und Organisationen, sowie internationale nicht-staatliche Organisationen (INGOs) angefangen aktiv Jugendliche in ihren Programmen und Projekten zur Friedensförderung zu inkludieren und effektive Jugendbeteiligung voranzutreiben.5

In Anbetracht der fehlenden Umsetzung durch Nationalstaaten geht das swisspeace Essential «From Policy to Practice – Meaningful Youth Participation in Peacebuilding» [dt. «Von der Politik zur Praxis – effektive Jugendbeteiligung in der Friedensförderung»] der Frage nach wie internationale NGOs zur Umsetzung des Partizipationspfeiler der YPS Agenda durch ihre Aktivitäten im Rahmen der Friedensförderung beitragen können. Es ist ein praxisorientierter Leitfaden, der andere, die Interesse haben in ihrer Arbeit Ansätze für Jugendbeteiligung zu entwickeln, inspiriert und unterstützt. Es basiert auf einer Reihe von Interviews mit 12 unterschiedlichen NGOs und ihren Partnerorganisationen. Die Publikation fasst die wichtigsten Ergebnisse dieser Konsultationen zusammen, einschließlich der verschiedenen Ansätze der Organisation, die von formeller und informeller Beteiligung über Programme zum Kapazitätsaufbau bis hin zu von Jugendlichen geleiteten friedensfördernden Aktivitäten reichen. Darüber hinaus werden konkrete Projektbeispiele hervorgehoben, mögliche Wege zwischen Politik und Praxis aufgezeigt und Herausforderungen geschildert.  

Das Essential wird gemeinsam mit einem «Resource Mapping: Meaningful Youth Participation» veröffentlicht, das nützliche Tools und Ansätze, Artikel, Policy Paper und mehr konsolidiert, um Organisationen weiter darin zu unterstützen die YPS-Agenda und insbesondere ihre Partizipationssäule umzusetzen.  

Während INGOs und lokale Partner effektiv an der Umsetzung der Partizipation von Jugendlichen arbeiten können, müssen alle Akteure – insbesondere Regierungen und Geldgeber:innen – ihre Bemühungen verstärken, damit effektive Jugendpartizipation mehr als nur ein Wunschdenken der UN-Agenda für Jugend, Frieden und Sicherheit wird. 

[1] UNSC. (2015). Resolution 2250. S/Res/2250.

[2] Upadhyay, M. (2020) YPS Monitor: Content Analysis and Data Visualisation. Available at https://www.ypsmonitor.com/ Home – YPS Monitor [last accessed June 13, 2024].

[3] WILPF. (n.d.). 1325 National Action Plans (NAPs). WILPF: https://1325naps.peacewomen.org/ [last accessed 16 June 2024].

[4] Mahanta, R. (2022). Political Participation is Key. How to strengthen youth as peace actors. Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung.

[5] Tanghoj, E. & Scarpelini J.F. (2020). Youth, Peace and Security – Adviser’s Handbook. Folke Bernadotte Academy – Swedish agency for peace, security and development.

<<>