Frieden ist nicht die Abwesenheit von Konflikt

Vier Vertretter:innen der Jugendplattform Agenda Cariba. Frieden mit der Jugend. SWISSAID
SWISSAID
Links:
Projektbeschrieb

Seit Kolumbien 2016 mit der Guerilla-Gruppe FARC ein Friedensabkommen schloss, hat sich in einigen Regionen viel getan; in anderen befinden sich die Bevölkerung und insbesondere junge Menschen hingegen in Geiselhaft neuer Guerilla-Gruppen. SWISSAID setzt sich dafür ein, dass Jugendliche ihr Recht auf Sicherheit und Bildung sowie Entscheidungs- und Bewegungsfreiheit ausüben können – eine wichtige Grundlage für echten Frieden.

Wenn man Yina begegnet, sticht ihre positive Energie und ihr Strohhut mit weiter Krempe, verziert mit einem Band aus leuchtenden Farben, welche die bunte, karibische Kultur im Departement Sucre in Kolumbien wiedergeben, hervor.

Dieser erste Eindruck steht im Kontrast zu Yina’s Geschichte: Heute lebt sie weit weg von Familie und Heimatdorf, weil sie dort um ihr Leben fürchten musste. Wo sie aufgewachsen ist, erzählt sie nicht – zu viele Details preisgeben ist gefährlich. Ihr Heimatdorf wird, wie viele andere Dörfer, von einer Guerilla-Truppe drangsaliert. Die Bewohner:innen sind durch einen Ring aus Minen um das Dorf de facto eingeschlossen. Es gibt keine Arbeit und für Jugendliche keine Ausbildung. Für Mädchen führt der Weg oft in die Zwangsprostitution, die Jungs werden von der Armee der Guerilla zwangsrekrutiert.

Jeden Tag ein Mord
2016 schloss die Regierung Kolumbiens eine Friedensvereinbarung mit der Guerilla-Organisation FARC. Diese legte die Waffen nieder und wurde zur politischen Partei. Jedoch gelang es dem Staat nicht, das hieraus entstandene Machtvakuum zu füllen. An die Stelle der FARC sind andere Guerilla- sowie paramilitärische Gruppen und kriminelle Drogenbanden getreten. Die Zahl der Ermordungen hat wieder deutlich zugenommen. In der kleinen Stadt Morroa im Departement Sucre, die nur 30’000 Einwohner:innen hat, stirbt jeden Tag ein Mensch durch Gewalt. Junge Menschen, die die Hälfte aller Opfer ausmachen, sind besonders stark von dieser Gewalt betroffen.

Kind von SWISSAID
Als 15-Jährige floh Yina Ortega Benitez aus ihrem Heimatdorf, schlug sich als Reinigungskraft durch. Heute ist sie Sozialarbeiterin und Vertreterin der Jugendplattform «Agenda Caribe. Paz con Juventud» (Agenda Caribe. Frieden mit der Jugend), die sich für eine Stärkung der Rechte der Jugendlichen und jungen Erwachsenen einsetzt. Die Jugendplattform wird von SWISSAID unterstützt. Ihre Ziele: Bildung, Gleichberechtigung und politische Teilhabe, auch bei der Ausgestaltung des Friedensprozesses. Auch Yina konnte dank dieses Projekts eine Ausbildung machen und Arbeit finden. Für die engagierten Jugendlichen der Plattform ist klar: «Frieden ist nicht die Abwesenheit von bewaffnetem Konflikt – Frieden herrscht erst, wenn die Menschen wieder ein Recht auf Sicherheit, Bildung und Entscheidungs- und Bewegungsfreiheit haben.»

Ein weiteres Ziel ist es, die Jugendlichen dabei zu unterstützen ihre Traumata zu verarbeiten und eine neue Kultur des Friedens zu etablieren. «Hier ist die Kunst sehr hilfreich», erklärt Yina.

SWISSAID wird die Arbeit in Kolumbien fortsetzen, denn Frieden ist nur möglich, wenn die Menschen vor Ort Perspektiven zurückgewinnen.

<>