Myanmar – Kultur für Frieden

Myint Zaw, ein Fotografer, der einen Zuschuss aus dem von der EU kofinanzierten Projekt « Kultur für den Frieden » (2023) erhalten hat.
Helvetas
Links:
Helvetas Publikation « Culture for Peace - Promoting pluralism in Myanmar » (en) C4P-Studie über die gewonnenen Erkenntnisse (en)

Die Kultur ist in Myanmar sowohl eine Konfliktquelle als auch eine Brücke für den Dialog. 2012 kam es im nördlichen Teil des myanmarischen Bundesstaats Rakhine zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den Bevölkerungsgruppen der buddhistischen Rakhine und der muslimischen Rohingya. Die Ausschreitungen gegen Muslime in Meiktila im Jahr darauf führten zu noch grösseren Spannungen und zu einer Eskalation der Gewalt. 2017 verschärfte sich die Rohingya-Krise weiter: Muslimische Rohingya wurden verfolgt und ermordet. Durch die Politisierung und Manipulation kultureller Ausdrucksformen, insbesondere in Bezug auf ethnische Identitäten und religiöse Überzeugungen, haben sich die Spannungen und Streitigkeiten intensiviert, was die Friedensförderung erschwert. Kunst- und Kulturschaffende stehen vor grossen Herausforderungen, da es keine inklusive Bildung und keine sicheren Räume für den Dialog gibt. Was sie brauchen, sind Schutzmassnahmen und eine unterstützende Politik, damit Kunst und Kultur nicht als Werkzeuge des Konflikts, sondern als Werkzeuge des Friedens dienen können.

Um den diskriminierungsfreien interkulturellen Dialog und die Sensibilisierung für Vielfalt durch Kunst und Kultur zu fördern, wurde von 2020 bis 2023 das Projekt Culture for Peace (C4P) durchgeführt. Das von der Europäischen Union kofinanzierte und von Helvetas Myanmar, Religions for Peace Myanmar und dem Local Resource Centre umgesetzte Projekt trug erheblich zum Ausbau der Kapazitäten von zivilgesellschaftlichen Organisationen (ZGO), Kunstschaffenden und religionsübergreifenden Gruppen bei.

Im Rahmen von C4P erhielten 300 lokale ZGOs Schulungen sowie finanzielle Mittel, um Kunst und Kultur für Frieden und sozialen Zusammenhalt einzusetzen. Sie schufen sichere Räume für den Dialog, halfen Gemeinschaften bei der Organisation von Kunst- und Kulturveranstaltungen und entwickelten Initiativen für das Gemeinwohl, ein friedliches Zusammenleben und die Wertschätzung von Vielfalt. Dadurch gelang es, Menschen zusammenzubringen, Gespräche anzubahnen, Vertrauen zwischen unterschiedlichen Gruppen aufzubauen und zur Erhaltung des kulturellen Erbes beizutragen.

Neben der Unterstützung von ZGOs zielte das Projekt auch darauf ab, die Resilienz und die berufliche Weiterentwicklung von Einzelpersonen im Kulturbereich zu verbessern. Wenn diese ihre Rechte auf Meinungsfreiheit kennen, können sie als Katalysatoren für gesellschaftlichen Wandel agieren. Hierfür gab es 114 weitere Zuschüsse für die Erstellung verschiedener Kunstwerke, einschliesslich traditioneller Handwerkskunst, Malerei, Skulpturen, Theater-, Tanz- und Musikdarbietungen, die den kulturellen Reichtum Myanmars widerspiegeln. Die Initiative erwies sich als wirkungsvolles Medium, um über Sprachbarrieren hinweg Geschichten, Emotionen und Botschaften zu übermitteln. So wurde zum Beispiel mit nonverbalem Strassentheater der Pluralismus gefördert, während Musik, die zum Frieden aufrief und das durch Krieg verursachte Leid zum Ausdruck brachte, zum Nachdenken anregte und tiefe Emotionen hervorrief.

Diese künstlerischen Ausdrucksformen waren aus der Zusammenarbeit zwischen Künstler:innen und Gemeinden entstanden, die sich ihrerseits an der Bildung von Netzwerken für zivilgesellschaftliches Engagement beteiligten. Durch die Entwicklung strategischer Aktionspläne haben diese Netzwerke sichergestellt, dass ihre Arbeit auch nach dem Auslaufen des C4P-Projekts nachwirkt und ausgebaut wird. Ihr Fortbestehen ist entscheidend, denn C4P hat gezeigt, dass sowohl Kunst an sich als auch Kunst- und Kulturschaffende massgeblich zur Wiederherstellung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und zur Aussöhnung nach dem Bürgerkrieg beitragen. Kontinuität wird hoffentlich auch durch eines der wichtigsten Projektergebnisse gewährleistet, die Pluralismus-Toolbox, die ZGOs, Kunstschaffenden und religionsübergreifenden Gruppen in Myanmar mit verschiedenen Methoden als Anleitung für Friedens- und Pluralismusförderung dient.

Weitere Informationen finden Sie in der Publikation sowie in der Auswertung des Projekts.

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