
In Lateinamerika spielen Menschenrechtsverteidigerinnen eine entscheidende Rolle bei der Förderung und dem Schutz der Menschenrechte. Doch sie sind erheblichen Risiken ausgesetzt, die sowohl mit ihrem Geschlecht als auch mit ihrem Aktivismus zusammenhängen. Diese Gefahren werden durch den zunehmenden Autoritarismus, die Einschränkung des zivilgesellschaftlichen Raums sowie die Gewalt, insbesondere in Konfliktgebieten, verschärft. Die Lebensgeschichten von Frauen wie María Eugenia Gabriel Ruiz, einer Anwältin und indigenen Anführerin aus dem mexikanischen Bundesstaat Michoacán, verdeutlichen diese Herausforderungen und die Strategien, mit denen sie ihnen begegnen.
In Mexiko werden Frauen, die sich für Menschenrechte einsetzen, nicht nur wegen ihres öffentlichen Engagements angegriffen, sondern auch aufgrund geschlechtsspezifischer Diskriminierungen und Gewalt, die sie als Frauen in einer patriarchalen Gesellschaft erfahren. María, die sich für die Rechte indigener Gemeinschaften einsetzt und gegen die sozialen und ökologischen Folgen des illegalen Monokulturanbaus von Avocados kämpft, berichtet von gravierenden sozioökonomischen Auswirkungen. Die Ausbeutung des Landes ihrer Gemeinschaft gefährdet die Rechte und Sicherheit indigener Gemeinschaften, und das organisierte Verbrechen verschärft die Situation zusätzlich. Kartelle eignen sich – oft mit staatlicher Komplizenschaft – illegal indigenes Land an und führen Bandenkriege um die Kontrolle dieser Gebiete.
Kampf gegen die Einschränkung des zivilgesellschaftlichen Raums
Lateinamerika ist die Region mit der höchsten Zahl an Morden an Umwelt- und Landrechtsverteidiger:innen – 85% der Fälle betrafen 2023 diese Region. Angesichts dieser Herausforderungen spielen Organisationen wie Peace Brigades International (PBI), die vor Ort aktiv sind, eine entscheidende Rolle. Sie unterstützen die Verteidiger:innen auf verschiedenen Ebenen: durch physischen Schutz, Kapazitätsaufbau und internationale Lobbyarbeit. María profitiert beispielsweise von einer umfassenden Begleitung, die es ihr ermöglicht, weiterhin in Risikogebieten zu arbeiten.
Im September 2024 nahm María an der Women Human Rights Advocacy Week in Genf teil, zusammen mit zehn weiteren Menschenrechts- und Umweltaktivistinnen, die Hälfte von ihnen aus Lateinamerika. Die Veranstaltung wurde gemeinsam vom International Service for Human Rights (ISHR), Just Associates (JASS), Forum Asia, Amnesty International, der Women Human Rights Defenders International Coalition (WHRD-IC) und PBI organisiert. Diese Woche bot den Teilnehmerinnen die Möglichkeit, sich stärker mit den Menschenrechtsmechanismen der Vereinten Nationen zu vernetzen, wichtige Akteur:innen der internationalen Gemeinschaft zu treffen, Erfahrungen auszutauschen und Fortbildungen zu Themen wie Klimagerechtigkeit, Umwelt und indigene Rechte zu besuchen.
Ein Engagement, das Hoffnung gibt
Die Women Human Rights Advocacy Week schuf einen wichtigen Raum für Austausch und Solidarität zwischen den Aktivist:innen. Sie förderte den Dialog zwischen ihnen und internationalen Schlüsselakteur:innen und trug dazu bei, ihre Stimmen zu stärken, ihre Sicherheit zu verbessern und ihre Kämpfe sichtbarer zu machen. María bringt ihre Hoffnung auf den Punkt: «Eines Tages hoffe ich, dass diese Welt keine Menschenrechtsverteidiger:innen mehr braucht».