Haiti – Soziale Medien für den Frieden

CRESFEDs Kommunikationstraining in Haiti. Monel Alindor/CRESFED
CRESFED Haiti

Eirene Suisse
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Die sozialen Medien, die in den 1990er Jahren mit dem Aufkommen des Internets entstanden, haben fast drei Jahrzehnte gebraucht, um ihre heutige Bedeutung in Haiti zu erreichen. Im Jahr 2020 schätzte DIGITAL 2020 HAITI die Zahl der Nutzer:innen im Land auf 2 Millionen (von 3,68 Millionen Einwohnern, die an das Internet angeschlossen sind). Die sozialen Medien haben die Kommunikation erheblich erleichtert und sind in alle Aspekte des privaten und beruflichen Lebens vorgedrungen. Ihre Nutzung wirft jedoch die Frage auf, wie sie sich auf das friedensfördernde Engagement der Jugend auswirken.

Die unangemessene Nutzung sozialer Medien kann tatsächlich die Aufmerksamkeit junger Menschen von entwicklungspolitischen Fragen ablenken und schädlichen Folgen haben. Es ist offensichtlich, dass viele junge Haitianer:innen soziale Medien zur Unterhaltung nutzen, anstatt einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Soziale Medien werden so zu einer Flucht vor persönlichen und sozialen Problemen.

Diese Plattformen sind auch eine Bühne für Belästigungen, Fehlinformationen und anderen Verhaltensweisen, die der Identität und Entwicklung junger Menschen schaden. In einem politisch instabilen Umfeld werben Gangs für sich, indem sie verstörende, extrem gewalttätige Bilder veröffentlichen. Die Monetarisierung und Popularität sexualisierter Inhalte fördert die Entblößung des Körpers und den Verlust der Kontrolle über das Selbstbild, insbesondere bei jungen Mädchen.

Um diese Probleme anzugehen, ist eine Schulung im Umgang mit sozialen Medien unerlässlich, damit junge Menschen diese verantwortungsvoll nutzen können. In diesem Zusammenhang hat CRESFED, ein lokaler Verein, der sich für politische Bildung einsetzt, zusammen mit Eirene Suisse das Projekt «Eine gestärkte haitianische Zivilgesellschaft als Grundlage für Bürger:innenbeteiligung und Inklusion» entwickelt. Dieses Projekt zielt darauf ab, den Teilnehmenden die Kernkompetenzen für eine konstruktive Verwendung der sozialen Medien zu vermitteln, damit sie zu Akteur:innen der Friedensförderung in Haiti werden können.

Im Rahmen des Projekts wurden sechs CRESFED- Mitarbeiter:innen und fast sechzig junge Menschen darin geschult, sozialen Medien als Instrument für sozialen Stärkung zu nutzen. Die Teilnehmenden waren vor allem in projektbezogenen WhatsApp-Gruppen und auf der Facebook-Seite von CRESFED aktiv und verbreiteten ihr Wissen über Staatsbürgerschaft und partizipative Demokratie. Dank dieser Schulung lernten sie, wie sie sich für Frieden einsetzen und die Bürger:innenbeteiligung in ihrer Region fördern können.

Bei einer anderen Gelegenheit, während der COVID-19-Pandemie, konnten junge Menschen, die am CRESFED-Projekt «Jugend und Bürgerschaft» (unterstützt von Eirene Suisse) teilnahmen, soziale Medien nutzen, um weiterhin Wissen auszutauschen und Gemeinschaftsbeziehungen zu pflegen. Diese Plattformen trugen auch zur Erweiterung des Horizonts bei, indem sie Nutzer:innen aus verschiedenen Regionen der Welt miteinander verbanden und lokale Friedensprojekte international förderten. Trotz ihrer potenziellen Risiken sind soziale Medien also ein mächtiger Hebel zur Förderung des Friedens, wenn sie verantwortungsvoll und strategisch eingesetzt werden.

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