Friedenskultur – unser Friedenspotential entfalten

Ilanzer Sommer, August 2024. Maria Tkachuk / Forum für Friedenskultur
Forum für Friedenskultur
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Forum für Friedenskultur Ilanzer Sommer

Das Forum für Friedenskultur verbindet Frieden und Kultur, geht jedoch über eine blosse Addition hinaus. Der Begriff «Friedenskultur» hat zwei Ebenen:

Frieden und Kultur 

Frieden ist das gemeinsame Ziel jeder Gesellschaft und Fundament aller weiteren Aktivitäten. Deshalb ist die Förderung von Frieden eine Aufgabe, für die wir alle gemeinsam verantwortlich sind. Jeder Bereich der Gesellschaft, jedes Departement und jeder Mensch ist gefragt, danach zu suchen, welchen Friedensbeitrag – sei es international, gesellschaftlich oder persönlich sie leisten können. Der Kultur- und Kreativsektor kann dabei besondere Impulse setzen, da er über andere Perspektiven, Sprache und Ausdrucksformen verfügt.

Frieden als Kultur 

Unter «Friedenskultur» verstehen wir auch das, was entsteht, wenn wir Frieden aktiv fördern und in unsere nationale Identität integrieren. Sie prägt unseren Alltag in Familie, Beruf und Politik und ist Teil unseres kulturellen Erbes. Wichtige Aspekte sind der Umgang mit Konflikten, die Sensibilisierung für Kriegslogiken, die Förderung von Friedensvorbildern und die Arbeit an kollektiven Traumata.

Eine ganzheitliche Friedenswoche 

Wie könnte eine gelebte Friedenskultur in der Schweiz aussehen? Diese Frage thematisiert die Friedenswoche «Ilanzer Sommer». Sie bietet den Raum, sich den großen Friedensfragen zu widmen – vom politischen Frieden bis zum inneren Frieden. Ziel ist es, Bewusstsein für Defizite im Bereich des Friedens zu schaffen und die Friedenspotenziale als Gesellschaft und Einzelpersonen zu entfalten. Der Ilanzer Sommer ermutigt zu kleinen, aber umsetzbaren Schritten, um uns nicht von den globalen Herausforderungen erdrücken zu lassen. Denn was Frieden besonders nährt, ist das Gefühl der Selbstwirksamkeit.

Von Millionen unterzeichnet 

Unsere Arbeit orientiert sich an der UNESCO-Präambel: «Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden.» Man könnte hinzufügen: «im Geist, Körper und Nervensystem». Daher bietet der Ilanzer Sommer neben Referaten auch Wanderungen, Kino, Musik, Literatur und Yoga. Unsere Vision von Friedenskultur basiert auch auf dem «Manifesto 2000», das 2000 im Rahmen des UNESCO-Jahrs zur Friedenskultur von Friedensnobelpreisträger:innen initiiert und von 75 Millionen Menschen unterzeichnet wurde. Darin heisst es: «Ich verpflichte mich, in meinem täglichen Leben, in meiner Familie, meiner Arbeit, meiner Gemeinschaft, meinem Land und meiner Region, aktiv Gewaltlosigkeit zu praktizieren und Gewalt in all ihren Formen abzulehnen.»

Friedenskultur als Weg 

Ein so umfassender Frieden ist eine grosse Vision. Friedenskultur ist der Weg dorthin, die Suche nach Frieden. Sie ist die Unbequeme, die auch die Dilemmata von Krieg und Frieden betont. Sie ist die Hüterin, die aufmerksam bleibt und Widerstand leistet, wenn einzelne Akteure Frieden zu instrumentalisieren versuchen. Sie ist die Mutige, die die schwierige Position der Vermittlerin einnimmt, die oft von beiden Seiten unter Beschuss steht.

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