Inter- und transkulturelle Kompetenzen als Grundlage für ein friedliches Zusammenleben

Mission 21

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Das Jugendbotschaftsprogramm von mission 21

Ein Interview mit den Jugendbotschafter:innen Clifford Ibrahim (Nigeria), Katherine Meza Alegre (Peru) and Musung Mun (South Korea)

Autorinnen: Seraina Willi (Mission 21), Barbara Grass (Mission 21), Dorothea Schiewer (KOFF/swisspeace)

Wenn Mission 21 von der Erweiterung von inter- und transkulturellen Kompetenzen spricht, dann im Verständnis, dass dies wesentliche Grundkompetenzen für ein friedliches Zusammenleben in Diversität sind. Interkulturelle Kompetenzen werden benötigt, um Unterschiede zu erkennen, zu verstehen und zu differenzieren. In den transkulturellen Kompetenzen werden die interkulturellen Kompetenzen und das dadurch gewonnene Verständnis kombiniert mit Selbstreflexion und Kommunikationsfähigkeiten, um Ressourcen zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu kreieren. Und eben nicht im Unterschied zu verharren.

Das Jugendbotschaftsprogramm 2023-2025 ist ein von young@mission21 organisiertes, Austauschprogramm für junge Erwachsene. Es zielt darauf ab, sie durch die gesammelten Erfahrungen im Programm zu Multiplikator:innen zu machen, die sich für friedliche und gerechte Gesellschaften einsetzen. Über 30 Personen aus 15 Ländern in Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika nehmen teil. Diesen Sommer trafen sie sich zu einem zweiwöchigen interkulturellen Austausch in der Schweiz. Die drei Jugendbotschafter:innen Clifford Ibrahim aus Nigeria, Katherine Meza Alegre aus Peru und Musung Mun aus Südkorea berichten in diesem Artikel über ihre Erfahrungen im Programm und ihre Perspektive auf die Zusammenhänge zwischen Kultur und Frieden.

Dabei sind sich einig, dass Kultur ein zweischneidiges Schwert ist: Kultur kann zu Frieden, wie auch zu Konflikt beitragen. Clifford Ibrahim beschreibt Kultur als Zusammenspiel zwischen Ansichten, Werten, Traditionen und Verhaltensweisen, die einer Gruppe Identität geben. Katherine Meza Alegre betont: «Es gibt keine gute oder schlechte Kultur, aber es gibt gute und schlechte kulturelle Praktiken zum Beispiel, wenn es darum geht Macht oder Ressourcen zu erlangen.» Auch durch Missinterpretationen von kulturellen Praktiken und kulturellen Unterschiede kann es zu Konflikten kommen. Musung Mun ist jedoch der Überzeugung, dass Kultur ein Verständnis für sich selbst und für andere ermöglichen kann.

Genau um dieses Verständnis für andere und sich selbst ging es in der Begegnung der Jugendbotschafter:innen im Sommer 2024. In der diversen Gruppe wurden kontroverse Themen diskutiert. Musung Mun beschreibt diese Erfahrung so: «Wir haben vor allem verschiedene ungerechte Themen wie die Klimakrise, Geschlechterkonflikte oder geschlechtsspezifische Gewalt und Krieg eingehend diskutiert. Wir haben mehr als zwei Wochen gemeinsam darüber nachgedacht, wie wir diese Probleme erleben und wie wir sie lösen wollen, was unser Verständnis für die Phänomene erweitert hat, die in unserer eigenen Kultur und in der Kultur anderer auftreten.» Die Teilnehmenden kamen aktiv in den Austausch, nahmen neue Perspektiven ein und lernten voneinander. So konnten sie ihre inter- und transkulturellen Kompetenzen vertiefen.

Natürlich kann es in solchen Begegnungen zu persönlichen Grenzerfahrungen kommen, selbst wenn man sich noch so offen und interessiert zeigt. Den Umgang mit diesen Grenzen zu reflektieren, betrachtet Mission 21 als wichtigen Lernzprozess: Manchmal gilt es, Unterschiede auszuhalten, die vielleicht viel Unverständnis auslösen und keine schnellen Kompromisse zulassen. Oft wird gerade diese Erfahrung von den Teilnehmenden als wertvoll bezeichnet: Trotz teilweise sehr unterschiedlichen Perspektiven teilt man mit diesen Menschen Erfahrungen und hat auch Gemeinsamkeiten gefunden.

Die drei interviewten Jugendbotschafter:innen betonen wie wichtig es ist ein Bewusstsein für andere Kulturen und deren Unterschiede zu erlangen. Gleichzeitig hebt Katherine Meza Alegre hervor: «Es geht weniger darum kulturelle Unterschiede zu überbrücken und mehr darum zu lernen mit kulturellen Unterschieden umzugehen. Es gibt Gründe für diese kulturellen Unterschiede und sie haben auch ihren eigenen Wert.»

Friedliches Zusammenleben bedeutet genau das: Dass wir einander zuhören, versuchen zu verstehen, akzeptieren, dass wir nicht alles verstehen können oder müssen, und dabei den Menschen mit seinen vielfältigen Aspekten sehen und uns nicht nur auf Unterschiede fokussieren. Clifford Ibrahim beschreibt das aus seiner Perspektive so: «Das Programm trägt zur Friedensförderung bei, indem es Austausch, Empathie, Respekt und ein tieferes Verständnis für diverse Kulturen fördert und Stereotype aufbricht. Es bestärkt Menschen, aktive Akteure des Wandels zu werden, indem ihnen die Fähigkeiten und das Selbstvertrauen vermittelt werden, Konflikte in ihren Gemeinschaften anzugehen.»

Das aktuelle Programm (2023-2025) wird von der Stiftung Movetia und der Stiftung Wegweiser grosszügig unterstützt.

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