Informationen im Sahel als Herausforderung für den Frieden

Ein Hörer antwortet einer Journalistin in der Sendung "Tous à la Fada" des Studio Kalangou in Niger. Apsatou Bagaya/Fondation Hirondelle
Studio Tamani, Fondation Hirondelle

Fondation Hirondelle
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In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Gewalt im Sahel intensiviert. Gemäss INSO starben im August und September dieses Jahres mehr als 500 Zivilpersonen bei Angriffen durch bewaffnete nicht-staatliche Gruppen. Zum Teil werden die Staatsstreiche in Mali, Burkina Faso und Niger der in der Region herrschenden mangelhaften Gouvernanz zugeschrieben. In diesem Kontext spielen unabhängige Medien für die Prävention von Krisen aller Art eine entscheidende Rolle, etwa bei der Bereitstellung weithin zugänglicher, verlässlicher und integrativer Informationen.

Der rein militärische Eingriff seitens der internationalen Gemeinschaft zur Wiederherstellung des Friedens im Sahel hat sich als ineffizient herausgestellt, denn die Hauptursachen für die Instabilität der Region blieben unberührt. Schlüsselbereiche wie gesellschaftliche Stabilität, Bildung und Ernährungssicherheit wurden nicht berücksichtigt. Über 8000 Schulen in der Region sind nach wie vor geschlossen – davon 6100 Schulen allein in Burkina Faso. Darüber hinaus leidet die Bevölkerung unter der unsicheren Ernährungslage, den steigenden Lebenshaltungskosten sowie den negativen Folgen des Klimawandels. Genau diesen Anliegen sollten sich unabhängige Medien auf täglicher Basis widmen und dabei der lokalen Bevölkerung eine Stimme verleihen sowie alle Interessengruppen zum Dialog anregen.

Leider stehen die Medien im Sahel aktuell grossen Herausforderungen gegenüber. Die Informationslandschaft im Sahel ist fragmentiert und instabil. Zwar gibt es eine Vielzahl an Medien, doch es mangelt ihnen an Professionalität, wodurch sie anfällig für parteipolitische Vereinnahmungen werden. Die Militärregime haben die Meinungs- und Pressefreiheit eingeschränkt, insbesondere durch den Widerruf der Sendegenehmigung für ausländische Medien wie etwa RFI oder France 24, die Unterbindung lokaler Medien sowie Festnahmen von Personen des öffentlichen Lebens aufgrund ihrer politischen Haltung. Zahlreiche Medien betreiben Selbstzensur, genauso wie Politiker:innen, Akteur:innen der Zivilgesellschaft, Expert:innen und die allgemeine Bevölkerung. Damit wird eine für die Entwicklung der Region notwendige, integrative und bürgernahe Gouvernanz auf ganzer Linie untergraben.

Regionale, vielfältige und zuverlässige Informationen

Fehlinformationen, Gerüchte, gefälschte Videos und manipulierte Audios zirkulieren auf Social Media und werden manchmal sogar von den Medien aufgegriffen. Sowohl Journalist:innen, Politiker:innen aus den höchsten Rängen oder auch Bürger:innen verbreiten extrem unüberschaubare Informationen – ohne jegliche Beachtung journalistischer Grundregeln. Fehlinformationen sind genauso schädlich wie gezielte Desinformation. Die Tragweite von Gerüchten abzuschätzen und die Quellen zu finden, gestaltet sich schwierig, denn die Inhalte werden hauptsächlich über Kanäle wie WhatsApp übermittelt.

Die drei Medien der Stiftung Hirondelle im Sahel, Studio Kalangou in Niger, Studio Tamani in Mali und Studio Yafa in Burkina Faso, stellen sich diesen Problemen mittels «Faktencheck»-Rubriken sowie Medienschulungen. Zudem führt die Organisation seit Frühling 2023 Koproduktionen durch, um die gemeinsamen Herausforderungen der verschiedenen Gemeinden der Region zu thematisieren und Lösungen zu finden, bei denen die lokale Perspektive im Vordergrund steht. Die ersten Produktionen zu den Themen Migration und Unsicherheit wurden in 13 Sprachen von über 173 Radiostationen und 12 Fernsehsendern ausgestrahlt und erreichten ein Stammpublikum von mehr als 8 Millionen Menschen. 

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