Weniger zivilgesellschaftlicher Raum, weniger Handlungsspielraum für Frauen

Aparajita-Projekt zur politischen Empowerment von Frauen. Helvetas
Helvetas
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Helvetas Aparajita-Projekt zur politischen Empowerment von Frauen

Helvetas engagiert sich in über 30 Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika, Osteuropa, auf dem Balkan und in der MENA-Region. In vielen dieser Länder ist der zivilgesellschaftliche Handlungsspielraum eingeschränkt oder geschlossen. Parallel dazu zeigt der jüngste Global Gender Gap Report in den Kategorien Gesundheit und Lebenserwartung sowie Bildung kleine Fortschritte bei der Gleichstellung von Frauen (bzw. Mädchen). Wirtschaftliche Teilhabe und Chancen haben sich dagegen verschlechtert. Beim Schlusslicht politische Teilhabe ist die Geschlechterkluft nur zu 22,1 Prozent geschlossen. Die beiden Bereiche, in denen Frauen (bzw. Mädchen) potenziell mehr Einfluss und Handlungsfähigkeit erlangen könnten, sind rückläufig oder auf Dauer unerreichbar geworden. Bedeutet das, es besteht eine kausale Wechselbeziehung zwischen dem schrumpfenden Handlungsspielraum für die Zivilgesellschaft einerseits und für Frauen andererseits?

Der seit einigen Jahren zunehmende Autoritarismus und Konservatismus gefährdet nicht nur die Gleichstellung, sondern auch die Sicherheit und das Wohlergehen von Frauen und Mädchen. Obwohl sie es sind, die zu Hause und an der Front die Care-Arbeit leisten, geniessen Frauen nicht die ihnen zustehenden Rechte und Behandlung. Statistiken belegen, dass 60 Prozent der weltweit an Unterernährung leidenden Menschen weiblich sind und dass die Hälfte von ihnen unterhalb der Armutsgrenze lebt. Die Arbeitslosenrate ist bei Frauen 50 bis 100 Prozent höher als bei Männern. Darüber hinaus gibt rund ein Drittel aller Frauen und Mädchen an, bereits in irgendeiner Form geschlechtsspezifische Gewalt oder Belästigung erfahren zu haben.

Diese Probleme, die durch weltweite Krisen wie Pandemien und den Klimawandel noch verstärkt werden, betreffen Frauen in Industrieländern ebenso wie im globalen Süden. Der Klimawandel wird dazu beitragen, dass jedes Jahr mindestens 12,5 Millionen Mädchen ihre Ausbildung nicht abschliessen können. 80 Prozent der Menschen, die aufgrund von Klimafolgen ihr Zuhause verlassen müssen, sind Frauen.

Helvetas engagiert sich für Gender und soziale Gerechtigkeit, da die Organisation diese beiden Ziele als Voraussetzungen und Lösungen zur Bewältigung der grössten Herausforderungen unserer Welt betrachtet. Durch Projekte für Mitsprache und sozialen Zusammenhalt unterstützt Helvetas Frauen im Hinblick auf Partizipation, Repräsentanz und Führungsrollen in lokalen Gouvernanzstrukturen, bei Wahlen und bei der Mediation für Zusammenhalt und Frieden. Weitere Helvetas-Projekte schaffen Bildung, Arbeit und Einkommen, indem sie Frauen, Mädchen und der Jugend eine bedarfsgerechte Bildung, Beschäftigung und Finanzierung ermöglichen. In den Bereichen Wasser, Ernährung und Klima erleichtert die Organisation Frauen den breiten, sicheren Zugang zu Wasser und setzt sich für klimaresistente Lebensmittelsysteme, Kreislaufwirtschaft sowie faire Wertschöpfungsketten ein.

Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Um die Wahrscheinlichkeit einer positiven Wirkung zu erhöhen, investiert Helvetas sowohl innerhalb der eigenen Organisation als auch bei ihren Partnern in Gender und soziale Gerechtigkeit. Erhebliche Mittel werden dafür aufgewendet, die Zielkontexte besser zu verstehen, den Fokus auf Gender und soziale Gerechtigkeit zu richten, die politische Ökonomie und die Machtdynamiken zu analysieren und «Do-No-Harm»-Interventionsstrategien zu entwickeln. Deshalb richtet sich Helvetas an Frauen, ohne dabei Männer, Familien, lokale Politiker:innen, Regierungen, Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und die Zivilgesellschaft aus dem Blick zu verlieren. Die Organisation fördert die Zusammenarbeit verschiedener Interessensgruppen auf dem Weg zu einem inklusiven Systemwandel und sorgt dafür, dass die Stimmen und Interessen von Frauen gehört und ihre Rechte respektiert werden, wovon nicht nur die Frauen selbst, sondern auch die Gesellschaften, in denen sie leben, profitieren.

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