Silberstreif am Horizont für die sexuellen und reproduktiven Rechte von Frauen in Honduras

Frauenmarsch 2022 zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen in Honduras. PBI schweiz
Peace Brigades International (PBI Schweiz)
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PBI Schweiz

Nachdem die Notfallverhütung für honduranische Frauen und Mädchen vierzehn Jahre lang illegal war, hob Xiomara Castro, Präsidentin von Honduras, am 8. März 2023 das Verbot dieses Medikaments per Verordnung auf. Ein bemerkenswerter Schritt nach vorne in einem Land mit einer in der jüngsten Zeit restriktiven Sexual- und Reproduktionspolitik, die bis hin zu einem kompletten Abtreibungsverbot reicht.

Das Abtreibungsgesetz in Honduras gehört zu den striktesten der Welt. Restriktive Fortpflanzungs- und Abtreibungsgesetze tragen dort zur Aufrechterhaltung der geschlechtsspezifischen Gewalt bei, schränken den Handlungsraum von Frauen ein und verhindern so die Umsetzung der Agenda für Frauen, Frieden und Sicherheit. Angesichts der rückläufigen reproduktiven Rechte in Honduras und in anderen Ländern muss die internationale Gemeinschaft die nötigen Gesetze im Rahmen der Agenda vorantreiben.

In Honduras ist das Verbot des freiwilligen Schwangerschaftsabbruchs seit 1982 in der Verfassung festgeschrieben und seit 1997 werden Abtreibungen jeglicher Art mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft. Während die legale, freiwillige und sichere Abtreibung eine zentrale Herausforderung für Frauenrechtsverteidiger:innen in Lateinamerika darstellt, verabschiedete das honduranische Parlament am 21. Januar 2021 eine Verfassungsreform mit dem Ziel, das komplette Abtreibungsverbot – mit den Worten einer Oppositionsabgeordneten – «in Stein zu meisseln». Das Parlament hat das umfassende Verbot eines freiwilligen Schwangerschaftsabbruchs, sogar nach einer Vergewaltigung, bei Inzest, einer Fehlbildung des Fötus oder bei gesundheitlichen oder lebensbedrohlichen Risiken für die Frau, in der Verfassung des Landes festgeschrieben. Dass dieser neue Artikel nur mit der Zustimmung von drei Vierteln der Parlamentsmitglieder geändert werden und nicht durch eine spätere Verfassungsvorschrift aufgehoben oder geändert werden kann, ist im Hinblick auf das künftige Recht auf Abtreibung und Gesundheit sowie auf das Recht der Frauen bezüglich reproduktiver Sexualität besorgniserregend. Honduras ist neben El Salvador, Haiti, der Dominikanischen Republik, Nicaragua und Suriname eines von sechs Ländern in dieser Region mit einem kompletten Abtreibungsverbot.

Ein Angriff auf die Gesundheit und die Rechte von Frauen

Das Abtreibungsverbot entzieht den Frauen und Mädchen nicht nur ihre Grundrechte im Hinblick auf ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit, sondern bringt ihre Gesundheit zusätzlich in Gefahr. Tatsächlich konnte diese Massnahme die Abtreibungen nicht stoppen: Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge werden jedes Jahr zwischen 50’000 und 80’000 illegale Abtreibungen vorgenommen. Die Schwangerschaftsabbrüche gehen unter riskanten Bedingungen vonstatten und zählen zu den primären, aber grösstenteils vermeidbaren Ursachen für die mütterlichen Krankheits- und Sterberaten.

Wie sieht die Zukunft für die Gesundheitsrechte der Frauen in Honduras aus?

Im aktuellen Kontext hat Xiomara Castro als Präsidentin scheinbar nur einen begrenzten Handlungsspielraum für die Stärkung der Rechte von Frauen im Hinblick auf die sexuelle und reproduktive Gesundheit. Dennoch ist die von ihr am 8. März 2023 unterzeichnete Verordnung für die Legalisierung der Notfallverhütung eine Trendwende und damit ein Silberstreif am Horizont. Darüber hinaus hat die neue Regierung ihre Absicht zur Entkriminalisierung von Abtreibungen nach Vergewaltigungen oder Inzest, bei gesundheitlichen Risiken für die Frau oder bei einer schwerwiegenden Fehlbildung des Fötus mitgeteilt. Dafür braucht sie aber noch Verbündete im Parlament. Der Kampf für Frauenrechte wäre ohne den immensen Einsatz von Aktivist:innen aus der Zivilgesellschaft, die dabei sogar manchmal ihr Leben lassen, nicht möglich. Zur Verbesserung ihrer Sicherheit und Sichtbarkeit unterstützt PBI SOMOS CDC, Arcoíris und die Frauenbewegung für den Frieden Visitación Padilla – feministische Organisationen, die für sexuelle Diversität sowie sexuelle und reproduktive Rechte in Honduras kämpfen.

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