Unser blinder Fleck – inneres Wachstum

Persönlicher und globaler Wandel gehen Hand in Hand. Circles of Peace of Creators of Peace, eine von Frauen geführte Organisation und ein globales Netzwerk, das Frieden praktiziert. IofC
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Initiativen der Veränderung

Eine der vier thematischen Prioritäten, die sich die Schweiz für ihre Mitgliedschaft im UNO-Sicherheitsrat von 2023 bis 2024 gesetzt hat, lautet: «Nachhaltigen Frieden fördern». Die Schweiz möchte die Respektierung der Menschenrechte sowie die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Friedensprozessen voranbringen.

Die Resolution 1325 des UNO-Sicherheitsrats bekräftigt, dass Frieden und Sicherheit dauerhafter herbeigeführt werden können, wenn Frauen gleichberechtigte Partnerinnen bei der Konfliktprävention, der Hilfsarbeit und beim Wiederaufbau sowie bei der Schaffung eines nachhaltigen Friedens sind. Bei der Umsetzung der Resolution konnten viele Erfolge gefeiert werden. Dennoch gab es einige Rückschläge.

Damit die Agenda für Frauen, Frieden und Sicherheit (WPS-Agenda) einen echten Wandel herbeiführen kann, muss die historische Dominanz von Männern in Entscheidungsprozessen anerkannt und berücksichtigt werden und eine Auseinandersetzung mit generationsübergreifenden Machtdynamiken stattfinden. In der neuen Agenda für den Frieden (New Agenda for Peace ), einem der wichtigsten Dokumente der UNO zur Vorbereitung des Zukunftsgipfels 2024, werden diese Belange angesprochen. Auch am SDG-Gipfel der UNO (SDG Summit ) vom 18. und 19. September 2023 werden die Themen Investition in die Geschlechtergleichstellung sowie Beseitigung aller Formen von Gewalt als übergreifende Initiative für das Voranbringen der Ziele für nachhaltige Entwicklung genannt werden. Es darf sich dabei nicht bloss um wiederaufbereitete Initiativen handeln.

Leider bleibt unklar, ob die zunehmende Schwungkraft der WPS-Agenda von Dauer ist. Zwar greift die Politik die Idee einer verstärkten Teilhabe von Frauen in Friedenseinsätzen gerne auf, doch absichtlicher Widerstand sowie fehlendes Wissen untergraben die Unterstützung für andere Massnahmen rund um die WPS-Agenda.

Das im Juli 2023 von Initiativen der Veränderung organisierte Caux-Forum unter dem Titel «Vertrauen und Integrität in der Demokratie» thematisierte die Ablehnung gegenüber demokratischen Institutionen auf der ganzen Welt. Die Gespräche drehten sich darum, welche Auswirkungen diese Ablehnung auf die Geschlechtergleichstellung und den Frieden künftig haben wird, sowie um Strategien für die wirksame Bekämpfung des wachsenden Widerstands gegen Frauenrechte.

Als Gründe für den fehlenden Fortschritt hinsichtlich der SDG werden der Klimawandel, die COVID-19-Pandemie sowie der Krieg in der Ukraine genannt. Gleichzeitig fehlt uns aber auch die innere Stärke für den Umgang mit einem zunehmend komplexen Umfeld und vielschichtigen Herausforderungen. Die Entwicklung dieser inneren Fähigkeiten, die wir alle für die Umsetzung brauchen, bildet die Grundlage für die Initiative «Ziele für die innere Entwicklung» (Inner Development Goals ). Vertrauenswürdigkeit, Toleranz und Transparenz sind für den Wandel von Strukturen sowie die Wiederherstellung von guter Regierungsführung und Integrität im öffentlichen Leben unabdingbar. Es ist einfach, sich für diese Werte auszusprechen. Sie in der Realität zu leben, ist viel schwerer.

Wenn es um die Herstellung von Frieden und Sicherheit weltweit geht, haben wir einen blinden Fleck: unsere kognitiven und emotionalen Kompetenzen. Der persönliche und der weltweite Wandel gehen Hand in Hand. Wir alle haben die Macht und die Verantwortung, uns zu reflektieren und unser Handeln mit unseren Werten in Einklang zu bringen. Während ihres Einsitzes im UNO-Sicherheitsrats wird die Schweiz hoffentlich eine führende Rolle bei der Unterstützung der Entwicklung von Fähigkeiten, Kompetenzen und Eigenschaften für inneres Wachstum einnehmen. Für die Erreichung der SDGs sowie von globaler Frieden und Sicherheit ist dies die grösstmögliche Triebkraft.

2025 feiert die Resolution 1325 ihr 25-jähriges Jubiläum. Vor diesem Hintergrund sollte die Schweiz diese Triebkraft nutzen, um die Selbstgefälligkeit, die auf der scheinbaren Popularität der WPS-Agenda beruht, zu thematisieren und sich für intensivere Bemühungen zur Sicherstellung einer langfristigen Umsetzung der WPS-Agenda einzusetzen.

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