Die Finanzierung der Friedensförderung komplett überdenken

Installing solar panels in Mali. BudapestBamako
Interpeace
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Interpeace Aljazeera-Article "War is everywhere, so why are G7 leaders not investing in peace?" eine Analyse der multilateralen Klimafonds "Integrated climate security programing in climate finance" "Finance for Peace"- Initiative

Die internationale Friedensförderungsgemeinschaft muss sich drei bitteren Wahrheiten über die Finanzierung der Friedensförderung stellen:

  1. Obwohl Konflikte immer komplexer werden und länger andauern, stehen immer weniger Finanzmittel für die Friedensförderungsarbeit zur Verfügung
  2. Die weltweiten Friedensförderungsbedürfnisse können nicht mit ein paar «traditionellen Geber:innen» gedeckt werden
  3. Bestehende Finanzierungsquellen für die Friedensförderung werden voraussichtlich versiegen

Was also ist zu tun? In mindestens zwei Hauptbereichen können Neuausrichtungen zu einer Veränderung führen.

Erstens müssen wir mehr aus den bestehenden Ressourcen für die Friedensförderung machen. Multilaterale Entwicklungsbanken (Multilateral Development Banks, MDB) und Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen (Development Finance Institutions, DFI) bieten mit konzessionären Darlehen ein riesiges, ungenutztes Potenzial für die Friedensförderung. Diese Institutionen können sich angesichts dessen, dass 75 Prozent der Weltbevölkerung in extremer Armut oder in fragilen Kontexten leben, nicht vom Frieden und dessen engem Zusammenhang mit Entwicklung lossagen. Da die von ihnen ausgeschüttete Finanzierung mindestens 50 Mal höher ist als die auf Zuschüssen basierenden Investitionen in die Friedensförderung (50 Milliarden US-Dollar im Vergleich zu 1 Milliarde US-Dollar), haben sie ein enormes Einflusspotenzial auf den Frieden.

Dennoch liegt auf der Hand, dass die meisten konzessionären Darlehen ohne angemessene Konfliktsensitivität – geschweige denn mit konkreten Friedensförderungsstrategien – vergeben werden. Dies ist einer der grössten Schwachpunkte der heutigen Ansätze für multilaterale Entwicklung. Eine kürzlich erschienene Studie von CGIAR untersuchte 22 multilaterale Klimafonds und zeigte, dass nur 4 Prozent der Finanzierung in fragilen Kontexten in aktive Massnahmen für die Konfliktsensitivität fliessen. Zudem belegte eine Mapping-Studie der Initiative «Finance for Peace» von Interpeace, dass die meisten MDB- und DFI-Investitionsprogramme weitestgehend keine Friedens- und Konfliktaspekte enthalten. Aus diesem Grund arbeitet die Initiative «Finance for Peace» gemeinsam mit Institutionen wie der Afrikanischen Entwicklungsbank an der Umsetzung eines neuen Rahmenwerks, dem Peace Finance Impact Framework (PFIF), mit dem Ziel, Investmentstrategien auf eine konkrete Friedenswirkung auszurichten.

Zweitens müssen wir Ressourcen aus dem Privatsektor nutzen, obwohl es Beweise gibt, die darauf hindeuten, dass private Investitionen in benachteiligten und fragilen Gebieten häufig die Konfliktdynamik verschärfen, indem sie den Zugang zu Land, Lebensunterhalt und anderen Ressourcen verändern. Aus diesem Grund wird in den meisten konventionellen Ansätzen zur Konfliktprävention und Friedensförderung die Beteiligung von Akteuren aus dem Privatsektor derzeit nicht berücksichtigt.

Gleichzeitig besteht seitens institutioneller Investoren eine grosse Nachfrage nach grünen, SDG-konformen und sozial positiven Investitionen in Schwellenmärkten, in denen Friedensaspekte ein Schlüssel für die Risikominderung und den Erfolg sind.

Aus diesem Grund arbeitet «Fiance for Peace» gemeinsam mit privaten und öffentlichen Finanzpartner:innen an der Schaffung günstiger Marktbedingungen für neue Friedensanleihen (Peace Bonds) und Friedenskapital.
Durch die Einbettung der Friedensförderungsaktivitäten in diese Finanzinstrumente erhalten Investments eine Dimension der Konfliktsensitivität. So sinkt das Risiko für Gemeinschaften und Investor:innen und neue, auf Frieden ausgerichtete Projekte werden möglich.

Das Wachstumspotenzial der Friedensförderungsfinanzierung ist gigantisch: Wäre nur 1 Prozent des 1,6 Billionen US-Dollar schweren Marktes der grünen und sozialen Anleihen auf den Frieden ausgerichtet, würde der resultierende Betrag die derzeit der Friedensförderung und Konfliktlösung zufliessende öffentliche Entwicklungshilfe um das Sechzehnfache übersteigen.

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