Guatemala Die Resilienz von Menschenrechtsverteidiger:innen gegen Diffamierung im Internet

PBI unterstützt und begleitet Lesbia Artola, guatemaltekische Verteidigerin und Koordinatorin des Comité Campesino del Altiplano (CCDA), um die Bedrohungen für ihre Sicherheit in Guatemala zu verringern
Peace Brigades International Schweiz
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Peace Brigades International Schweiz Comité Campesino del Altiplano (CCDA)

Seit drei Jahren ist Lesbia Artola, Verteidigerin und Koordinatorin des Comité Campesino del Altiplano (CCDA) in der guatemaltekischen Region “Las Verapaces” zum Ziel von Drohungen und Verleumdungen in den lokalen und nationalen Medien sowie in sozialen Netzwerken geworden. Landwirt:innen und Landbesitzer:innen denunzieren sie wegen der Organisation der Besetzungen ihres Lands und auf Grund angeblicher Verbindungen zu organisiertem Verbrechen. Diese Drohungen und Anschuldigungen verbergen Eigeninteressen, die darauf abzielen, die Tätigkeit von Menschenrechtsverteidiger:innen zu behindern. Im Jahr 2019, wurden mehr als 700 Strafanzeigen gegen CCDA-Mitglieder gemacht – die meisten kommen von Familien and Unternehmen mit offensichtlichem territorialem Interesse. Für Umwelts- und Menschenrechtsverteidiger:innen ist Guatemala eins der gefährlichsten Länder der Welt.

Jorunalist:innen sind ebenfalls dieser Kriminalisierung und Bedrohung ausgesetzt, die oft vom Staat selbst initiiert wird. Der Lokaljournalist Carlos Choc drückte es so aus: «Das Internet und die sozialen Netzwerke sind voll von Trollen, die Drohungen und Verleumdungen versenden». Net Centers, kleine Unternehmen, die Hunderte von fiktiven Konten in sozialen Netzwerken verwalten, werden heute häufig eingesetzt, um Gegner:innen der guatemaltekischen Elite unerbittlich zu schikanieren und einzuschüchtern. Er erklärt, dass diese Strategie darauf abzielt, die journalistische Arbeit zu diskreditieren, und zu Angriffen führt, auch von staatlichen Stellen wie den öffentlichen Sicherheitsbehörden. Die Nationale Zivilpolizei nimmt Journalist:innen und Medien ins Visier, insbesondere bei Demonstrationen oder in Situationen, in denen sie versucht, die Verbreitung belastender Ereignisse zu unterdrücken, um die Straffreiheit für Verbrechen oder Rechtsverletzungen in ländlichen Gebieten aufrechtzuerhalten. 

Da es keine greifbaren Beweise gibt, sind diese Journalist:innen und Verteidiger:innen häufig in langwierige und teure Gerichtsverfahren verwickelt, aber ihre Entschlossenheit und Überzeugung treiben sie an, ihren Einsatz fortzusetzen. Sie passen sich ständig an, um Ungerechtigkeiten anzuprangern und sich gegen Zensur und Repression zu wehren, wobei sie großen Wert auf physische und digitale Sicherheit legen. Die Zusammenarbeit auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene ist eine Priorität, was die entscheidende Bedeutung von Partnerschaften mit internationalen Organisationen unterstreicht. So organisiert Peace Brigades International (PBI) beispielsweise Advocacy-Touren, die es Menschenrechtsverteidiger:innen ermöglichen, ihre Arbeit vor dem Menschenrechtsrat und anderen UN-Foren zu präsentieren, Einschüchterungen anzuprangern und mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft Druck auf die guatemaltekische Regierung auszuüben. Gleichzeitig bietet PBI Unterstützung vor Ort, um ihre Sicherheit zu stärken.

In einem Kontext, in dem die guatemaltekische Zivilgesellschaft zunehmend eingeschränkt wird, ist die Suche nach Unterstützung von außen unerlässlich geworden, wie eine guatemaltekische Aktivistin bei ihrem Besuch in der Schweiz betonte: «Es ist wichtig für uns zu wissen, dass wir nicht alleine sind.»

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