Finanzielle Inklusion für vertriebene Ukrainer:innen sicherstellen

Generalsekretär António Guterres (Zweiter von rechts) besucht ein Flüchtlingszentrum in Chișinău, in der Republik Moldau, das mit Unterstützung von UN-Organisationen betrieben wird. Bildnachweis: UN Photo/Mark Garten
United Nations University
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ICAT-Aufruf zu Maßnahmen: Finance Against Slavery and Trafficking (FAST): Das Zentrum für Politikforschung der Universität der Vereinten Nationen (UNU-CPR) FAST’s Survivor Inclusion Initiative (SII)

Mehr als 5,6 Millionen Menschen sind seit der russischen Invasion aus der Ukraine geflohen. Die Erfahrung der finanziellen Unsicherheit auf Grund von Arbeitslosigkeit, Einkommensverlusten, und limitiertem Zugang zu finanziellen Ressourcen und die verzweifelte Suche nach Essen und Unterkunft hat viele ungeschützt vor den Risiken des Menschenhandels und der modernen Sklaverei gelassen.

Finanzielle Exklusion ist weithin als Risikomultiplikator für moderne Sklaverei anerkannt. Vertriebene Personen sind oft mit Hürden konfrontiert, um Finanzdienstleistungen in Anspruch zu nehmen; die grösste Hürde sind fehlende Ausweisdokumente, um Bankkonten zu eröffnen.

Mobilisierung des Finanzsektors

Um diese Risiken zu minimieren, startete die Inter-Agency Coordination Group Against Trafficking in Persons (ICAT) der UN im Dezember 2022 einen Aufruf zum Handeln. Der Aufruf betont, wie wichtig es ist, den Finanzsektor bei der Erkennung und Bekämpfung von Sklaverei und Menschenhandel in Krisen und Konflikten einzubeziehen und die finanzielle Inklusion der betroffenen Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen.

Finance Against Slavery and Trafficking (FAST) ist eine Initiative, die beim United Nations University Centre for Policy Research (UNU-CPR) angesiedelt ist, und viel Erfahrung im Bereich der finanziellen Inklusion für vulnerable Gruppen, die dem Risiko der modernen Sklaverei und des Menschenhandels ausgesetzt sind, hat – Erfahrung, die nun in Bezug auf vertriebenen Ukrainer:innen angewandt wird.

FAST beinhaltet ausserdem die Survivor Inclusion Initiative (SII), die Überlebenden moderner Sklaverei hilft Konten zu eröffnen und mit Banken zusammenarbeitet, um “Kenne deine Kund:innen”- Sorgfaltspflichtprozesse anzupassen. Teilnehmende Banken verstehen, dass Überlebende oft keinen Zugang zu regulären Ausweisdokumenten haben und akzeptieren deswegen auch andere Arten von offiziellen Dokumenten, um die Identität der Überlebenden zu überprüfen und ihren rechtlichen Verpflichtungen nachzukommen. Die Initiative hat 2000 Überlebenden geholfen Bankkonten zu eröffnen.

Unterstützung vertriebener Ukrainer:innen

Als die Richtlinie über Mindestnormen für die Gewährung vorübergehenden Schutzes der Europäischen Union (European Union Temporary Protection Directive (TPD)) im Jahr 2001 in Kraft trat, verankerte diese den Schutz vertriebener Personen und sicherte ihren Zugang zu Bankkonten. Dies erlaubt ukrainischen Geflüchteten in den 27 EU-Mitgliedsstaaten Bankkonten mit einer vereinfachten Sorgfaltspflicht zu eröffnen.

FAST unterstützte die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) dabei die Bestimmung der TPD-Richtlinie und Leitlinien für Banken proaktiv zu kommunizieren. Die Leitlinie ermutigt Banken dazu sich auf alternative Ausweisdokumente zu verlassen oder Kundenidentifizierungsmassnahmen auszusetzen. In Ländern ausserhalb der EU, wie Grossbritannien, haben einige Banken ihre eigenen vereinfachten Verfahren eingeführt. HSBC UK zum Beispiel nutzte die Expertise der SII um 8000 Bankkonten für ukrainische Geflüchtete zu eröffnen.

Mit Zugang zu, und Nutzung von bezahlbaren Bankdienstleistungen, können vertriebene Personen, die dem Risiko der modernen Sklaverei und des Menschenhandels ausgesetzt sind, ihre finanzielle Widerstandsfähigkeit und Unabhängigkeit stärken. Dies ist nicht der erste Versuch, den Bedürfnissen von Menschen, die durch Krieg und Krisen vertrieben wurden, im Bereich der finanziellen Inklusion gerecht zu werden. Aber das Ausmass der Reaktion ist beeindruckend. Lehren daraus zu ziehen und diese anzuwenden, könnte die Unterstützung auf Millionen weitere Vertriebene weltweit ausweiten.

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